Draußen sein

Viele meiner Erinnerungen an die Kindheit verbinde ich mit Draußen sein. Ich bin gefühlt mehr außerhalb der Wohnung als drinnen gewesen und habe Buden gebaut, Heu gewendet, Rosenblätter versucht zu Parfum zu zerdrücken und Baum um Baum erklommen. Ich erinnere mich daran, wie ich Kartoffeln aus der Erde gegraben habe und wie meine Hände danach aussahen. Wirklich, ich könnte euch ein Bild davon malen. Auch weiß ich noch, wie eine Kartoffel schmeckte, an der noch frische Erde klebte und die im Lagerfeuer geröstet wurde. Köstlich! Ich erinnere mich an meinen eigenen Werkzeugkoffer, den ich durch die Wiesen trug. Und an den ‘Kraml’, so nannten wir den kleinen Bach an unserem Haus, welchen wir in manchen Jahren bereits im März zum Anbaden nutzten. Natürlich heimlich.

Saat und Ernte – die Kinder lernen im Garten beides.

Ich erinnere mich an den Duft von frisch geernteten Tomaten und wie wir die Schnur an den Zuckererbsen zogen, um sie zu öffnen. Jeder der diesen Vorgang kennt, weiß wovon ich rede. Oh! Und ich erinnere mich an den ersten saftigen Löwenzahn im Frühjahr. An die Flecken, die er an den Händen gemacht hat und wie sich die Stiele im Wasser kringelten, wenn man sie vorher eingerissen hat.

Heute blüht es üppig in unserem Garten.

Ich möchte diesen Schatz von Draußensein, den ich in meinem Herzen trage, an meine Kinder weitergeben. Es ist ein Schatz von Abenteuer und Entdeckersinn, aber auch Geborgenheit und Rückzugsort. Ist es nicht erstaunlich, dass die Natur beides zur gleichen Zeit sein kann?

Unseren heutigen Tag haben wir zum Großteil draußen verbracht. Die Kinder wollten heute unbedingt ihr eigenes Beet anlegen und so verschieben wir das Sauerteig ansetzen und Brotbacken auf morgen. Das war nämlich mein Plan für diesen Tag. Also raus an die frische Luft! Kalt war es heute… Brrrr

In unserem Garten finden wir heute sogar eine Hagebutte.

Davon, wie die Kinder ihr eigenes Beet angelegt haben und vom Sauerteig berichte ich euch in den nächsten Beiträgen. Heute Abend sitze ich hier und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich staune über den Reichtum und den Schatz der Natur. Ich bin begeistert von all dem, was uns mit Draußen geschenkt wurde. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen die momentan in Quarantäne sind, es gar nicht abwarten können, den ersten ausgedehnten Spaziergang im Park zu machen.

Ein Foto von unserem Waldspaziergang im letzten Herbst.

Ich liebe die Natur so sehr, dass ich jeden Abend die Gardinen noch einmal zur Seite schiebe und in den Nachthimmel schaue. Oft kann ich die Sterne sehen und es überkommt mich eine atemberaubend schöne Ehrfurcht. Am Morgen möchte ich es nicht verpassen, wenn die Natur gefühlt zu neuem Leben erwacht. Noch vor Sonnenaufgang weckt mich eine Amsel, die vom Scheunengiebel direkt auf Höhe unseres Schlafzimmerfensters ihr Morgenlied anstimmt. Wenn ich sie höre, weiß ich etwas ganz tief in mir drin, das ich nicht in Worte fassen kann. Es ist eine Mischung aus Alles ist gut und alles wird gut werden. Die Erde dreht sich und es ist ein Geschenk des Schöpfers, dass es so ist. Das Leben ist ein Geschenk. Alles was von Gott kommt, ist reine Schönheit. So ungefähr hört sich der Morgengesang für mich an.

Morgengesang

Vor ungefähr zwei Jahren weckte mich unser damals Jüngster gegen 2 Uhr nachts um gestillt zu werden. Zu dieser Zeit wurde ich sehr oft geweckt und Milch floss in rauen Mengen. Es war eine sehr heiße Sommernacht, weshalb die Schlafzimmerfenster weit geöffnet waren. Es war dieser Moment in der Nacht, wo die Straßenlaternen erloschen sind und sich kein Mensch, kein Auto und nicht einmal ein Windhauch nach draußen verirrt. Nichts war zu hören. Ich hatte gerade mit Stillen begonnen, da setzte sich eine Nachtigall vor mein Fenster und sang mir 20 Minuten ein unsagbar schönes Lied. Dieser Moment war so, so schön und ich wusste, auch wenn ich hier liege und im Dunkel der Nacht mein Kind versorge, Gott sieht mich und er hat mir das schönste Lied geschickt, das ich je gehört habe. Diese Stille, durchbrochen vom Gesang der Nachtigall… Unvergesslich.
Für mich ist die Natur mit all ihren Geschöpfen (bis auf manche Tiefsee-Meeresbewohner) eine reine Liebeserklärung von einem liebenden Schöpfer.

Unser heutiges Projekt? Auf Wunsch der Kinder waren wir draußen, haben beobachtet, gestaunt, im Dreck gewühlt und es uns dabei gut gehen lassen!

Was es alles zu entdecken gibt…!

Heute buddeln meine Kinder in der Erde und finden Schatz um Schatz. Regenwürmer zum Beispiel und Steine. Es ist wundervoll wie die Natur die Phantasie unserer Kinder anregt. In unzähligen Studien wurde nachgewiesen, dass unsere Kinder gewaltig davon profitieren, an der frischen Luft zu sein. Man könnte Seiten über Seiten allein mit den positiven Eigenschaften von auf Bäume klettern füllen. Das Wort Resilienz ist gerade in aller Munde und dass unsere Kinder Zeit in der Natur verbringen, hat darauf einen großen Einfluss. Wenn Kinder an der frischen Luft sind wird nicht nur ihre psychische Widerstandsfähigkeit gestärkt, auch ihr Immunsystem wird angeregt. Unsere Kinder werden nachweislich wissbegieriger, ihr Stressniveau, Blutdruck und Puls senken sich. Der Teil im Hirn der für Entspannung zuständig ist, läuft auf Hochtouren. Wenn man in dem Fall davon sprechen kann. Wunden heilen an der frischen Luft besser und unsere Gedanken werden im wahrsten Sinne des Wortes gelüftet. Die Anzahl wichtiger Killerzellen steigt in unserem Körper um bis zu 70% an und Selbstheilungsprozesse werden angeregt.

Ja, ich glaube wir sind von Beginn an so angelegt, dass uns das Draußen gut tut und Wohlergehen bringt. Wenn dem nicht so wäre, hätte Gott für Adam und Eva keinen Garten erschaffen.

Außerhalb unserer vier Wände gibt es verschiedenste Gerüche, Farben und Formen, die unsere Kinder anregen und die sich je nach Jahreszeit, Wetter und sogar Tageszeit verändern.

Und für alle lieben Mamas hier noch eine positive Eigenschaft des Draußen seins: Wenn die Lautstärke von wilden, tobenden Kindern zunimmt, kann mich das außerhalb der Wohnung kaum aus der Ruhe bringen. Es ist ein anderes Toben und Spielen als im Haus und die stressreduzierenden Stoffe werden an der frischen Luft auch in meinem Körper ausgeschüttet. Wunderbar! Also, so lange es noch keine Pflicht gibt im Haus bleiben zu müssen, schnappt euch einen leckeren Kaffee und eure Kinder und dann: Ab nach draußen! Gönnt euch ein paar entspannende Endorphine und fühlt euch lieb umarmt!

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