Die vergangenen Wochen haben wir ganz bewusst im Heute gelebt und uns keine großen Gedanken um Tage gemacht, die noch nicht da waren. Unsere täglichen Aufgaben mussten natürlich erledigt werden, aber alles Weitere haben wir oft spontan entschieden. Mir als quirlig-lebendige Mama entspricht diese Art mit dem Tag umzugehen voll und ganz und so haben wir jeden Morgen wie ein unbeschriebenes Blatt Papier begrüßt. Ein Blatt Papier das extrem wertvoll ist.

Letzte Woche waren wir als Familie nicht nur besonders spontan, sondern auch besonders mutig. Es ist fast ein bisschen unglaublich, was man an einem Tag alles entscheiden und tun kann, wenn man… es einfach macht.
Seit über zehn Jahren wartet ein Wunsch in meinem Herzen, für den sich irgendwann auch mein Mann begeistern konnte. Den endgültigen Mut, diesen Realität werden zu lassen, haben wir aber nie aufgebracht. Immer kam etwas dazwischen, wir fanden die Umstände nicht ganz passend oder überhaupt und sowieso. Im Moment gibt es weniger von diesem Überhaupt und Sowieso und so kam es, dass wir am Dienstag ganz spontan als Familie in unseren Bus geklettert sind und Käfig und Pappkiste im Kofferraum verstaut haben. Es fühlte sich fast ein bisschen unwirklich an, als wir so im Auto saßen. Heute soll es so weit sein? Die Antwort ist simpel: Wann, wenn nicht jetzt!? Also dann, alle Anschnallen bitte und los geht´s. Nächster Halt: Hühnerfarm.

In diesen Tagen an Hühner zu kommen, ist im Übrigen nicht leicht. Denn neben Nudeln und Toilettenpapier sind momentan auch gefiederte Zweibeiner zumeist ausverkauft. Wirklich! Wir haben es auf mehreren Wegen versucht und uns wurde schnell klar, dass Hühner in diesen Tagen als „heiße Ware“ gehandelt werden. Als sich Erfolg abzeichnete und mir der Mann am Telefon sagte, dass er momentan noch Hühner habe, wir aber schnell sein müssten, stand fest: Jetzt! Heute noch müssen wir handeln…
Da seit einem Jahr ein Hühnerstall in unserem Garten auf seinen Einsatz wartet, hat uns die kurze Zeit zum Vorbereiten gereicht. (Vor einem Jahr war einer dieser Momente, in dem wir dachten: Vielleicht jetzt…?) Wahrscheinlich hätten wir die Hühner letzte Woche auch ohne vorhandenen Stall gekauft und sie übergangsweise mit in unser Bett genommen. Ja, dieses Mal waren wir spontan und (vielleicht gerade deswegen) entschieden!

Als wir bei der Hühnerfarm ankamen, staunte ich nicht schlecht. Der Mann hatte um die 400 Hühner und ich fragte mich, wer diese in den nächsten Tagen alle kaufen wolle. Aber ja, wir waren schließlich auch da. Vier Hühner sollten es sein. Aber mein Mann und ich wussten, ohne es dem anderen sagen zu müssen, dass wir bestimmt mit Fünfen nach Hause fahren. Ein Reserve-Huhn kann nicht schaden… Wie genau es kam, ist unklar, aber am Ende sitzen sechs Hühnern in unserem Kofferraum. Nun gut, jeder von uns hat nun ein eigenes Huhn und das ist irgendwie schön. Auf der Heimfahrt haben sie auch ihre Namen erhalten. Ich präsentiere: Licht Lampe Berg (ich verrate euch nicht welches Kind sich diesen Namen ausgedacht hat), Gudrun das Guthuhn (es gehört meinem Mann und ist das störrischste von allen), Prinzessin Lena, Aurelia (das ich aus Versehen immer Amalia nenne), Jette Papaya und Guste. Allerdings wurde Guste als Name von unserem Sohn nicht akzeptiert, sie bräuchte dringend einen Nachnamen. Kurz nachgedacht… hier kommt: Guste von Siddelpittel-Perlenfuß. Welch anmutiger Name für ein anmutiges Huhn.

Ich frage mich wie oft wir unsere Hühner noch so kreativ nennen werden, oder ob wir sie irgendwann nur noch A-F betiteln.
Bis vor einer Woche war ein Leben mit Hühnern nur eine nette Vorstellung. Jetzt haben wir es sehr spontan gewagt und es hat sich gelohnt! Wir finden unsere Hühner großartig.
Manche von ihnen legen bereits Eier, andere sind noch etwas zu jung dafür. Heute durften wir das erste grüne Ei einsammeln: Das war eine Freude!
So viele große und kleine Projekte werden in diesen Tagen nicht nur bei uns spontan ins Leben gerufen. Ich liebe es das zu sehen und rufe euch zu: Nur Mut! Findet ein Herzensprojekt das ihr umsetzen wollt! Und sei es, dass ein fast vergessener Wunsch ans Licht geholt wird, ein Projekt, für das sich nie Zeit fand und die wir uns heute einfach nehmen, umgesetzt oder vielleicht ein eingestaubtes Instrument aus dem Schrank geholt und wiederbelebt wird. Sucht und werdet fündig, in euren Schränken und Herzen. Ja, das wäre wirklich wunderbar!
Vielleicht werdet ihr heute keine Hühner kaufen, aber ein Projekt das euch lockt, findet sich sicherlich. Oder wenigstens ein Tee, bei dem ihr über eure Herzenswünsche nachdenkt. Nutzt diesen Tag und seid ermutigt etwas Realität werden zu lassen, das schon viel zu lange darauf wartet!
Gestern habe ich mit einer lieben 92-jährigen Freundin telefoniert und sie etwas besorgt gefragt, ob es ihr schwerfällt diese Wochen allein in ihrer Wohnung verbringen zu müssen. „Ach wo! Jetzt habe ich endlich mal Zeit für lang aufgeschobene Projekte.“ Aha! Sie sortiert alte Fotos, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben, verpackt diese hübsch und verschickt sie zu Ostern an ihre Lieben. Wie schön!
Sarah, eine andere liebe Freundin hat spontan ein paar ihrer eigenen Songs ins Netz gestellt, um Menschen eine Freude zu machen. Auch ein spontanes Herzensprojekt das in diesen Tagen entstanden ist. Und ich liebe ihre Musik. Jedes Mal wenn ich sie höre, fühle ich, wie ein weicher Mantel sich um mein Herz legt.
Ich darf euch vorstellen: “Be the first” von Sarah Joy Tillmanns.
Habt einen wundervollen Tag!